Tausche 7 Jahre Leben gegen eine Hand voll Risiko!
Frauen- und Männergesundheit - welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es? Diesem Thema stellten sich Prof. Dr. Éva Rásky, Institut für Sozialmedizin und Dr. Rainer Possert, Sozialmedizinisches Zentrum Liebenau, bei einer Veranstaltung, die das SMZ am 10. 3. 2003 in Kooperation mit dem Frauengesundheitszentrum durchführte. Neben möglichen Erklärungsansätzen für die unterschiedlichen Lebenserwartungen von Frauen und Männer sollten vor allem die Auswirkungen auf das Gesundheitswesen diskutiert werden. Frauen erkaufen sich höhere Lebenserwartung durch Krankheiten Frau Dr. Éva Rásky betonte in ihrem Impulsreferat die unterschiedlichen Lebensbedingungen und Sozialisationsfaktoren der Frauen. Frauen verdienen nach wie vor um ein Drittel weniger als Männer, machen weltweit gesehen einen Großteil der Arbeit für einen Bruchteil des Besitzes und einem kleinen Anteil von Führungspositionen. Obwohl Frauen eine rund 7 Jahre höhere Lebenserwartung als Männer haben und gesundheitsbewusster leben, fühlen sie sich kränker. Schon 15-jährige Mädchen geben an, häufiger an Krankheiten zu leiden und sich nicht fit zu fühlen als Burschen dieses Alters. "Frauen erkaufen sich das längere Leben durch Funktionsstörungen", so Dr. Rasky. Auch der Kontakt mit dem Gesundheitssystem ist bei beiden Geschlechtern unterschiedlich. Frauen gehen öfter zum Arzt und nehmen mehr Medikamente, werden jedoch schneller mit Psychopharmaka abgefertigt und weniger spezifisch untersucht. Unterschiede der Geschlechter durch Schicht verstärkt Mehrfachbelastungen der Frauen (Beruf, Familie, Haushalt,.) sind jedoch nicht von vornherein eine gesundheitliche Belastung: Haben Frauen genügend Netzwerke und finanzielle Mittel zur Verfügung und funktionieren alle Bereiche, kann die Kombination von Berufs- und Familienleben sogar gesundheitsfördernd wirken. "Frauen der unteren Schichten sind damit doppelt betroffen", wie Moderatorin Mag. Edith Zitz betont, denn durch mangelnde soziale und finanzielle Möglichkeiten werden geschlechtsspezifische Nachteile verstärkt. Auch Dr. Possert weist darauf hin, dass Geschlechtsunterschiede meist als Durchschnittswerte dargestellt werden, Schichtunterschiede also nicht berücksichtigt sind. Risikoverhalten der Männer kostet sie 7 Jahre Dr. Possert sieht die Unterschiede in der Lebenserwartung vor allem durch höhere Risiken der Männer begründet. Sie ergreifen gefährlichere Berufe, zeigen vor allem in der Jugend erhöhtes Risikoverhalten, agieren extrovertierter. Die Erziehung zur Männlichkeit - die paradoxerweise vor allem durch Frauen passiert - ist vor allem auf äußere Werte gerichtet, die Beschäftigung mit dem eigenen Körper ist für Männer nicht üblich. Daher fühlen sie sich subjektiv gesünder und nehmen weniger medizinische Behandlung in Anspruch. "Männer bekommen weniger medizinische Hilfe, als sie benötigen würden". Blick auf die Männergesundheit abseits "Viagra" Beide ReferentInnen betonten abschließend die Notwendigkeit, ExpertInnen in den Gesundheitsberufen über die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gesundheitsfaktoren bereits in der Ausbildung aufzuklären und die Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren. Vor allem aber die Beschäftigung mit der Gesundheit der Männer abseits von Einflüssen der Pharmaindustrie sei dringend notwendig.
Rückfragen an: Barbara Gruber, Sozialmedizinisches Zentrum, 47 17 66-13, gruber@smz.at
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