Serie: Neue Methoden in der kardialen Funktionsdiagnostik
Herbert Löllgen Herzfrequenzvariabilität
Unter der Herzfrequenzvariabilität (HRV) versteht manhin wie auch auf eine erhöhte Morta-Schwankungen der Herzfrequenz über einen kürzerenlität. Weitere Einsatzgebiete sind die ZUSAMMENFASSUNG
oder längeren Meßzeitraum bei einer Analyse von Herz-Intensivmedizin, Erkrankungen des autonomen Nervensy-schlag zu Herzschlag. Die HRV ist ein Parameter der auto-stems wie die diabetische Neuropathie sowie weitere kar-nomen Funktion des Herzens. Die Analyse der einzelnendiovaskuläre Erkrankungen. Bei der OrthostaseprüfungFrequenzspektren erfolgt über verschiedene mathemati-mit dem Kipptisch wird die HRV eingesetzt sowie bei sport-sche Verfahren. Zahlreiche Einflußgrößen wie Alter, Ge-medizinischen Untersuchungen zur Prüfung des Trainings-schlecht, Atmung und Trainingszustand bestimmen dieHRV. Die verminderte HRV weist auf eine gesteigerte Ge-Schlüsselwörter: Herzfrequenz, Risikoabschätzung, auto-fährdung nach Herzinfarkt durch den plötzlichen HerztodHeart Rate Variability and propensity for lethal arrhythmias. ReducedHeart rate variability (HRV) is defined as the short- or long-HRV in coronary artery disease also indicates SUMMARY
term variation of heart rate measured by beat-to-beat analy-increased cardiovascular mortality including sudden car-sis. HRV represents a variable marker of autonomic activitydiac death. HRV also serves as a diagnostic and prognosticand provides useful informations on autonomic failure.parameter in other diseases such as diabetes or cardiovascu-HRV can be evaluated by a number of arithmetic ap-lar diseases. Further, HRV is useful in tilt testing and afterproaches using time or frequency domain methods. HRV isinfluenced by factors such as age, gender, respiration andKey words: Heart rate, risk stratification, autonomic func-fitness. There is evidence for an association between HRVMethodik
Uriability) versteht man Schwan- schen Depolarisation.
Physiologie
ter ermittelt (Textkasten) (11, 14). Bei
Acetylcholin durch den Nervus vagus.
Medizinische Klinik I (Kardiologie, Pneumo-
logie) (Direktor: Prof. Dr. med. Herbert Löll-
Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 31-32, 9. August 1999 (45) A-2029
Beispiel einer HRV-Messung über 24 Stunden bei einer älteren gesunden Person (Mann, 52 Jahre, labiler Hochdruck). A: Mittelwerte aller NN-Abstände (916 msec, Standard-abweichung: 160 msec). Eingezeichnet ist auch die Dreiecksinterpolation zur Berechnung des Herzfrequenzvariabilitätsindexes (6, 7, 13). B: Spektralanalyse der Frequenz-spektren (FFT) mit totalem (71 msec), niedrigem (57 msec) und hohem Frequenzband (13 msec). C zeigt den Frequenzverlauf als NN-Intervall-Trend über 24 Stunden.
Gleiche Auswertung wie in Grafik 1 bei einem 55jährigen Patienten mit einer koronaren Dreigefäßerkrankung und eingeschränkter Herzfrequenzvariabilität. A: NN-Verteilung über 24 Stunden (Mittelwert: 616 msec, Standardabweichung 45 msec). B: Frequenzspektrum mit totalem (15,5 msec), niedrigem (8,7 msec) und hohemFrequenzband (6,6 msec). C: Frequenzverlauf über 24 Stunden mit deutlich geringeren Schwankungen. A-2030 (46) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 31-32, 9. August 1999
und daraus abgeleitete Größen be-rechnet (Textkasten, Grafiken 1 und 2). Definitionen der Herzfrequenzvariabilität Zeitbezogene Größen, statistische Größen
Abstand zweier Herzschläge (R-Zacken im EKG). Diese
Abkürzung kann im Deutschen zu Mißverständnissen führen, da
damit auch der Blutdruck gemeint sein kann. Daher wird
üblicherweise die Abkürzung NN benutzt.
Abstand zweier Herzschläge (normal to normal)
ratorische oder hohe Frequenzanteile(0,15 bis 0,40 Hz). Bei Registrierung
Mittelwert der Standardabweichungen aller NN-Intervalle für
über 24 Stunden lassen sich ferner "ul-
alle Fünf-Minuten-Abschnitte bei 24-Stunden-Aufzeichnung
Standardabweichung des Mittelwertes der NN-Intervalle in
allen Fünf-Minuten-Abschnitten der gesamten Aufzeichnung
(englisch ULF, VLF, LF und HF) (Ta-
Standardabweichung des mittleren normalen NN-Intervalls für
belle). Das Frequenz- oder Leistungs-
alle Fünf-Minuten-Abschnitte bei einer Aufzeichnung von 24 Stunden
Quadratwurzel des quadratischen Mittelwertes der Summe
aller Differenzen zwischen benachbarten NN-Intervallen
Prozentsatz der Intervalle mit mindestens 50 msec Abweichung
Standardabweichung der Differenzen zwischen benachbarten
Anzahl der Paare benachbarter NN-Intervalle, die mehr als 50 msec voneinander in der gesamten Aufzeichnung abweichen
EKG-Gerätes sowie vieler computer-unterstützter EKG-Geräte. Die tech-
Geometrische Größen
HRV-Trian- Integral der Dichteverteilung (Anzahl aller NN-Intervalle dividiert
durch das Maximum [Höhe] der Dichteverteilung [Grafik 1])
gestellt (3, 4, 9, 11, 13, 14). Auch Puls-meßgeräte im Freizeit- und Leistungs-
Länge der Basis des minimalen quadratischen Unterschiedes der triangulären Interpolation für den höchsten Wert des Histogramms
Differentialindex, logarithmischer Index und weitere frequenzbezogene Größen mit den verschiedenen Frequenzanteilen
Einflußgrößen
von ultraniedrig bis hoch (siehe Text).
(nach 3, 4, 11, 13, 14; Abkürzungen entsprechend den englischsprachigen Vorschlägen)
Faktoren beeinflußt wie die autono-me Funktion: Körperlage, Alter, Ge-
Normalwerte der Herzfrequenzvariabilität (nach 13)
gen, Valsalva- und ähnliche Manöver,Tageszeit (zirkadiane Rhythmik) so-
Parameter Dimension Normalwert (x, + SD)*
wie Medikamente wie Atropin, Phe-nylephrin und β-Rezeptorenblocker
Zeitbezogene Größen, 24-Stunden-Analyse
von der Atmung normalerweise ummehr als 15 pro Minute. Werte zwi-
Spektralanalyse, 5-Minuten-Aufzeichnung im Liegen
wertig, solche unter 10 pro Minute pa-thologisch. Gütekriterien
* Abkürzungen: LF: niedrige Frequenzen, HF: hohe Frequenzen, übrige Abkürzungen
siehe Textkasten, nu: normalisierte Einheit (engl.: normalized unit), d. h. prozentuale Angabe der HF- bzw. LF-Werte (Einzelheiten in 13).
Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 31-32, 9. August 1999 (47) A-2031
te für die Reproduzierbarkeit hoch. Bewertung Referenzwerte
flußgrößen sowie die sorgfältige tech-
tativ befundet (Grafiken 1 und 2). Beurteilung
eingesetzt (13). Für die Risikostratifi-
das Literaturverzeichnis, das über den Son-
derdruck beim Verfasser und über die Inter-
netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de)
Bisoprolol ebenfalls gezeigt werden. Anschrift des Verfassers A-2032 (48) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 31-32, 9. August 1999
JUNE 2013 World Hepatitis Day July 28, 2013 Hepatitis B & C represent one of the major threats to global health. The Public Health Agency of $BOBEB 1)"$SFQPSUTJOQFPQMFXPSMEXJEFBSFMJWJOHXJUIFJUIFSDISPOJD)FQBUJUJT#PS$JODMVEJOHJO$BOBEB 1)"$Hepatitis is an inflammation of the liver caused by WJSVTFTBOEDBOMFBEUPTFSJPVTBOEPSGBU